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Holzbauexkursion Berlin

Wenn Großstadt auf Holz baut

Holz sehen, spüren und wirken lassen. Das konnten die Teilnehmer der Holzbauexkursion in Berlin. In der besonders schnell wachsenden Stadt Berlin ist der ökologische Baustoff Holz nicht zuletzt auch wegen seiner schnellen Errichtung immer öfter in Bauprojekten anzutreffen. Und obwohl die baurechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland meist Sondergenehmigungen für die Errichtung von Holzbauten (vor allem im mehrgeschossigen Wohnbau) verlangen, konnten sich die Exkursionsteilnehmer von Holzbauprojekten in unterschiedlichster Größenordnung und Nutzungsart überzeugen lassen.

 

Der im März 2017 fertiggestellte Holzbau Quarters – Co-Living-Holz-System-Gebäude (SEHW Architekten) stellt ein neues Wohnkonzept für Ballungsräume dar. Um dem Wohnungsmangel in Berlin entgegenzuwirken verfolgt Quarters das Konzept der Gemeinschaftswohnung, die man über eine App buchen kann. Das Projekt ist nicht zuletzt auch ein gelungener Beitrag zur nachhaltigen und durchdachten Verdichtung von Städten. Die Errichtung des Projektes stand unter großem Zeitdruck und der Bauplatz war außergewöhnlich schmal. Die sehr einfache Holz-Schottenbauweise kam diesen zwei Rahmenbedingungen besonders zu gute. Über einen Kran im Innenhof wurden die in Kärnten vorgefertigten Module von der Straße, über die umliegenden Häuser hinweg, auf die Baustelle eingebracht und montiert.

 

Das Wohnbauprojekt p1 (Kaden+Lager) wird von einer Baugruppe bestehend aus 39 Beteiligten getragen und hat zum Ziel günstigen Wohnraum für die Mitglieder zu realisieren. Ein Großteil der Wohnungen wird von vier Seiten belichtet – was in Berlin eine Seltenheit darstellt. Die Intention der Architekten war es außerdem, besonders flexible Grundrisse zu generieren, die individuell nach den Wünschen der zukünftigen Bewohner angepasst werden können. Erstmals arbeitete das Architekturbüro bei diesem Projekt mit HBV-Decken aus Buchenbrettschichtholz, die eine geringere Konstruktionshöhe aufweisen. 

 

Das als „Stadt in der Stadt“ konzipierte Projekt c13 (Kaden+Lager) ist ein siebengeschossiges Familien-, Bildungs- und Gesundheitszentrum, das in Holzbauweise in einer der letzten Baulücken des Berliner Stadtteils Prenzlauer Berg errichtet wurde. Die Erschließung des langen, schmalen Baukörpers erfolgt über außen liegende Treppenhäuser und Brücken, die gleichzeitig zum Begegnungsraum der Nutzer werden. Bemerkenswert ist hier, dass der erste Entwurf realisiert wurde. Ein Teil des Projektes wurde in Holzmassivbauweise und ein Teil in Holzrahmenbauweise ausgeführt.

 

Das markante Bauwerk der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen (pinkarchitektur GmbH & Co. KG) mit seiner extrem leichten und flexiblen Fassade aus einem Holzparabel-Stahl-Glas-Geflecht im Diplomatenviertel Berlin dient vor allem als Bürogebäude und Veranstaltungsort. Der Glaskubus wurde 2002 auf einem nach dem Mauerfall brachliegenden Grundstück fertiggestellt. Die Leichtigkeit, die die gläserne Architektur ausstrahlt, sollte vor allem auch die Offenheit des Bundeslandes darstellen. Im gesamten Bauwerk wurde sowohl konstruktiv als auch gestalterisch baskisches Kiefernholz eingesetzt.

 

Die neu gebaute Kinder- und Jugendeinrichtung Magda der Caritas (Kersten+Koop Architekten) wurde vollständig in Holzrahmenbauweise ausgeführt.  Um ein offenes, helles Zentrum, das für die gesamte Umgebung als Gemeinschaftsraum dient, ordnen sich einerseits der Kindergarten und andererseits die Räume für junge Menschen zwischen 12 und 27 an. Um in der Grundrissgestaltung flexibel bleiben zu können und große Spannweiten zu erzielen wurden Hohlkastendeckenelemente aus Furnierschichtplatten und Brettschichtholzbinder eingesetzt. Alle Holzoberflächen blieben unverkleidet um die Atmosphäre von Holz spürbar zu machen, wodurch zusätzliche Kosten im Ausbau eingespart werden konnten. Ein weiterer Vorteil der Holzoberflächen ist die geringe Sichtbarkeit von Verschmutzungen an den Wänden. Die Lärchenholzfassade wurde vorvergraut, um einerseits ein durchgehend gleichmäßiges Fassadenbild zu erreichen und andererseits einer zukünftigen Nachbearbeitung an der Fassade entgegenzuwirken.

 

Eine Erweiterung der Berlin Metropolitan School (Sauerbruch Hutton) war aufgrund der großen Schülerzahl dringend notwendig, weshalb man sich für eine Aufstockung entschied. Da der Zubau im laufenden Schulbetrieb errichtet werden musste, entschied man sich für eine Holzkonstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad. Ein weiterer Vorteil dieser Bauweise war das geringe Gewicht, weshalb eine Nachrüstung der bestehenden Fundamente und Eingriffe in das Tragwerk nicht notwendig war. Ein Großteil der Aufstockung besteht aus massivem Brettschichtholz.

 

Effiziente Architektur und kostengünstiges Bauen zeichnen das Wohngebäude R50 (Heide & von Beckerath Architekten) aus. Das Gebäude wurde in 40 Besprechungen gemeinschaftlich durchgeplant. Jeder der 19 Eigentümer konnte seine Wünsche in die Grundrissgestaltung einfließen lassen, woraus resultierte, dass keine Wohnung der anderen gleicht. Die Ausstattung des Innenausbaus des Stahlbetonskeletbaus ist jedoch standardisiert: Die Wände wurden aus Holzständerwänden hergestellt. Oberflächen im Innenraum blieben unverkleidet und die Fassade erhielt eine Verkleidung aus Fichtenholz. Das Fassadenbild wird durch die durchgehenden, umlaufenden Balkone geprägt, die keine Trennung zwischen den unterschiedlichen Wohnungen aufweisen. Sie sind ein weiterer Ausdruck der Gemeinschaft.

 

Mit dem Nullenergiehaus des Umweltbundesamtes (Braun Kerbl Löffler Architekten)  sollte ein Bürogebäude für Wissenschafter errichtet werden, das hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, 100% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen bezieht und mit effizientem Ressourceneinsatz und funktioneller Qualität ausgeführt wird. Das Projekt wurde in vorgefertigter Holztafelbauweise aus KVH mit Holzkastendecken ausgeführt. Als Dämmstoff wurde eine Zelluloseblasdämmung verwendet und eine Pappel-Thermoholzfassade bildet Gebäudehülle. Das Dach ist extensiv begrünt. Um die Nutzung des mit BNB Gold zertifizierten Gebäudes besonders energieeffizient zu gestalten wurden Flächenheizsysteme in die Wände integriert.

 

Innerhalb von nur sieben Monaten wurde das Produktions- und Verwaltungsgebäude Artis (Roswag Architekten) mitten in Berlin errichtet. Die beiden Nutzungen sind ineinander übergreifend, spiegeln sich aber in der Fassade wieder: Der Verwaltungs- und Planungstrakt ist weiß verputzt, die Werkshalle ist mit rohen Zedernholzschindeln („Indianerschindeln“) verkleidet. Auch bei diesem Projekt stand der Einsatz von CO2-neutralen Baustoffen (Holz und Zellulose) im Vordergrund. Erst im Laufe der Planung stellte sich die Holzbauweise, die die rasche Umsetzung des Gebäudes durch Vorfertigung erst möglich machte, als die optimale Lösung für das Projekt heraus. 

 

Beim Netzwerkabend in der Österreichischen Botschaft konnten sich die Exkursionsteilnehmer mit deutschen Unternehmen und Bauherren austauschen, Kontakte knüpfen und mögliche Kooperationen in diversen Bauprojekten ausloten, um den Holzbau in der Metropole Berlin weiter auszubauen. 

 

Die Exkursion wurde von proHolz Steiermark und Holzcluster Steiermark organisiert. Ein besonderer Dank gilt unseren Kooperationspartnern vor Ort, die uns bei der Organisation tatkräftig unterstützt haben, vor allem bei der Handelsabteilung der Österreichischen Botschaft.

 
 

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